Nachdem im Sommer Kollegen des Geese-Theaters aus Birmingham im Rahmen des Programms „Cultural Bridge“ aufBruch-Proben und die Inszenierung „Drei-Groschen-Oper“ in der JVA Tegel besuchten, unternahmen die aufBruch-Mitarbeiter Sibylle Arndt (Produktionsleitung), Peter Atanassow (Regie) und Holger Syrbe(Projektleitung) vom 19. bis 22.November 2024 eine Tour zum Partner-Projekt Geese-Theatre in Birmingham.
Durch zoom-Meetings und regen E-Mail-Austausch war der Aufenthalt gut vorausgeplant und eng getaktet. Morgens um 7:45 startete am Mittwoch die Fahrt zum Gefängnis HMP Oakwood in der Nähe Birminghams. Während der Fahrt durch den morgendlichen Stau machten wir uns noch einmal mit den speziellen Sicherheitsregelungen im englischen Gefängnis und den Richtlinien der Arbeit von Geese vertraut. Für uns ganz neu war die Möglichkeit, ein privates Gefängnis zu besuchen und die Arbeitsprozesse dort zu erleben. Das Gefängnis war eine neue und klar angelegte Einrichtung. Die Bediensteten der Anstalt erschienen uns im Durchschnitt ziemlich jung und gut motiviert. Die Prozesse liefen geordnet und klar strukturiert ab. Direkte Unterschied zu staatlichen Vollzugseinrichtungen konnten wir nicht direkt erkennen. Allerdings war eine deutliche Überbelegung sichtbar. Die Anzahl von Inhaftierten pro 1000 Einwohner ist in England ca. doppelt so hoch wie in Deutschland.
Wir nahmen an einem 2 Tägigen Workshop-Programm teil mit jeweils einer vormittags- und einer Nachmittagsprobe von jeweils ca. 2,5 Stunden. Der Workshop wurde von Lou und Dave durchgeführt, zwei erfahrenen und mit den speziellen Geese-Methoden ausgebildeten Schauspielern und Trainern. Eine Gruppe von 8 Inhaftierten nahm teil. Sie waren alle in einem Vollzugsstadium, welches auf die Entlassung vorbereiten soll und über ca. 4 Monate in einem drogenfreien Anstaltsteil absolviert wird. Schnell und unkompliziert kamen wir in Kontakt und wurden in die ersten Gruppenübungen nahtlos eingebunden. Schnell lernten wir die Aufwärmungsübungen und Kontaktspiele kennen und planen einige davon auch in unsere Programme zu integrieren.
Die Geese-Methodik der Arbeit mit Theater-Masken wurde in den nächsten Stunden intensiv genutzt und damit Spielsituationen mit unterschiedlichen Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten kreiert, der Ausdruck und die Wahrnehmung von Gefühlen bei den Teilnehmern protegiert. Mit sehr unterschiedlichen Zugriffen wurde für jeden Teilnehmer spezielle Übungen und Spiele gefunden, die jeden einzelnen speziell ansprachen und einbinden konnten. Jeder konnte ins Spiel einsteigen und eigene Gedanke und Gefühle entdecken und einbringen. Die direkte und expressive Ausstrahlung der Teilnehmer war für uns sofort vertraut und erinnerte uns an unsere Projekte in Berlin.
Obwohl der Raum nicht unbedingt gut geeignet war für den Workshop, da ständig andere Personen den Raum passierten und dabei nicht immer rücksichtsvoll und leise waren, etablierten die Geese-Kollegen eine fokussierte und konzentrierte professionelle Arbeitsatmosphäre, in der viele theatrale Erkundungen und Übungen bewältigt wurden.
Wir konnten in der Zeit viel über die Gründe und die Methodik der Workshop-Arbeit und des Maskeneinsatzes bei Geese-Theatre lernen und die auch in kurzer Zeit erreichten Effekte bei den Teilnehmern wahrnehmen. Ein hoch-intensiver und professioneller Workshop! Die Arbeit von Geese ist im englischen Vollzug und auch bei der Arbeit im Community-Theatre fest verwurzelt und hat bei uns auch sofort Denkprozesse über die Nutzbarkeit von Elementen dieser Theaterform in Gang gebracht.
Am Abend waren wir mit nahezu der ganzen Crew des Theaters zum Abendessen verabredet. Gemeinsam hatten wir einen kurzweiligen interessanten Abend, bei dem viele Informationen und Anekdoten ausgetauscht wurden und gemeinsame Probleme erörtert wurden.
Am Freitag folgte noch ein Arbeitstreffen, bei welchem begonnen wurde gemeinsame Pläne zu schmieden und konkrete Ideen für die Integration von Arbeitselementen und gemeinsame Projekte zu entwickeln.
The following English translation was produced using a web app:
After colleagues from Birmingham based Geese Theatre Company visited aufBruch rehearsals and the production of “Three Groschen Opera” in the Tegel prison in the summer as part of the “Cultural Bridge” programme, aufBruch employees Sibylle Arndt (production manager), Peter Atanassow (director) and Holger Syrbe (project management) visited their partners in Birmingham from November 19th to 22nd.
Thanks to Zoom meetings and lively email exchanges, the trip was well planned and tightly scheduled. The journey to HMP Oakwood prison near Birmingham started at 7:45am on Wednesday. While driving through the morning traffic jam, we once again familiarised ourselves with the special security regulations in the English prison and Geese's work guidelines. What was completely new to us was the opportunity to visit a private prison and experience the work processes there. The prison was a new and clearly laid out facility. On average, the staff at the institution appeared to us to be quite young and well motivated. The processes were orderly and clearly structured. We were not able to see any direct difference to state prison facilities. However, there was clear overcrowding. The number of prisoners per 1,000 inhabitants in England is approximately twice as high as in Germany.
We took part in a 2-day workshop programme with a morning and an afternoon rehearsal of around 2.5 hours each. The workshop was conducted by Lou and Dave, two experienced actors and trainers trained in the special Geese methods. A group of 8 prisoners took part. They were all in a correctional phase, which is intended to prepare for release and lasts about 4 months in a drug-free part of the institution. We came into contact quickly and easily and were seamlessly integrated into the first group exercises. We quickly got to know the warm-up exercises and contact games and plan to integrate some of them into our programs.
The Geese methodology of working with theatre masks was used intensively over the next few hours, creating game situations with different options for action and solutions, which protected the expression and perception of feelings among the participants. With very different access, special exercises and games were found for each participant that specifically addressed and included each individual. Everyone could join the game and discover and contribute their own thoughts and feelings. The direct and expressive charisma of the participants was immediately familiar to us and reminded us of our projects in Berlin.
Although the room was not necessarily well suited for the workshop, as other people were constantly passing through the room and were not always considerate and quiet, the Geese colleagues established a focused and concentrated professional working atmosphere in which many theatrical explorations and exercises were accomplished.
During this time we were able to learn a lot about the reasons and methodology of the workshop work and the use of masks at Geese Theatre and notice the effects achieved on the participants in a short time. A highly intensive and professional workshop! Geese's work is firmly rooted in English performance and also in the work in community theatre and immediately triggered our thinking processes about the usability of elements of this form of theatre.
In the evening we had dinner with almost the entire theatre crew. We had an entertaining, interesting evening together, where a lot of information and anecdotes were exchanged and common problems were discussed.
On Friday there was another working meeting at which we began to make joint plans and develop concrete ideas for the integration of work elements and joint projects.